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Retinopathie
Die Retinopathie bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, die die Netzhaut (Retina) des Auges betreffen und zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen können. Die Netzhaut ist eine lichtempfindliche Gewebeschicht am hinteren Teil des Auges, die einfallendes Licht in Nervensignale umwandelt und diese an das Gehirn weiterleitet. Diese komplexe Struktur besteht aus mehreren Schichten spezialisierter Zellen und verfügt über ein dichtes Netzwerk feiner Blutgefäße, die für ihre Funktionsfähigkeit unerlässlich sind. Eine Schädigung dieser wichtigen Struktur kann die Sehfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Die häufigste Form ist die diabetische Retinopathie, aber auch Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen und andere Faktoren können verschiedene Formen der Retinopathie verursachen. Frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um das Sehvermögen zu erhalten.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung einer Retinopathie kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, wobei Stoffwechselerkrankungen und Durchblutungsstörungen die Hauptrolle spielen.
Diabetes
Die diabetische Retinopathie ist die häufigste Form und entsteht durch langanhaltend erhöhte Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus. Der hohe Blutzucker schädigt die kleinen Blutgefäße der Netzhaut auf mehrere Arten:
- Verdickung der Basalmembran der Gefäße
- Verlust von Perizyten, die normalerweise die Gefäßwände stützen
- Erhöhte Durchlässigkeit der Gefäßwände
- Verminderter Blutfluss und Sauerstoffmangel in der Netzhaut
Diese Veränderungen führen zunächst zu kleinen Ausbuchtungen der Gefäße (Mikroaneurysmen) und später zur Bildung neuer, instabiler Blutgefäße, die leicht bluten können. Das Risiko einer diabetischen Retinopathie steigt mit der Dauer der Diabeteserkrankung. Nach etwa 20 Jahren Krankheitsdauer sind bis zu 90 % aller Diabetiker in unterschiedlichem Ausmaß betroffen. Eine sorgfältige Blutzuckereinstellung kann das Risiko jedoch deutlich senken.
Hypertonie
Bei der hypertensiven Retinopathie führt langanhaltend hoher Blutdruck zu Schäden an den Netzhautgefäßen. Der erhöhte Druck verursacht Verengungen und Verhärtungen der Arterien, was die Durchblutung der Netzhaut beeinträchtigt und zu Gewebeschäden führen kann. Die Schwere der Veränderungen korreliert oft mit der Höhe und Dauer des Bluthochdrucks. Bei plötzlich stark erhöhtem Blutdruck (hypertensive Krise) können akute Schädigungen der Netzhaut auftreten, die eine Notfallbehandlung erfordern.
Weitere Ursachen
Neben Diabetes und Bluthochdruck können auch andere Faktoren eine Retinopathie auslösen:
- Frühgeborenen–Retinopathie bei zu früh geborenen Kindern
- Gefäßverschlüsse der Netzhautarterien oder -venen
- Strahlenschäden nach Strahlentherapie
- Bestimmte Medikamente mit toxischer Wirkung auf die Netzhaut
- Entzündliche Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen
Symptome und Anzeichen
Die Retinopathie entwickelt sich oft schleichend und verursacht in frühen Stadien keine Beschwerden, was die rechtzeitige Diagnose erschwert.
Frühstadium
Im Anfangsstadium der Retinopathie treten meist keine spürbaren Symptome auf. Die Schädigungen der Netzhaut sind in dieser Phase jedoch bereits nachweisbar und können bei einer augenärztlichen Untersuchung erkannt werden. Dies unterstreicht die Bedeutung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen, besonders für Risikogruppen wie Diabetiker. Die frühe Diagnose ermöglicht eine rechtzeitige Intervention, noch bevor bleibende Sehschäden entstehen können. Patienten mit Diabetes sollten daher ab der Diagnosestellung – spätestens jedoch fünf Jahre nach Krankheitsbeginn – regelmäßig augenärztlich untersucht werden.
Fortgeschrittenes Stadium
Mit dem Fortschreiten der Erkrankung können folgende Symptome auftreten:
- Verschwommenes oder verzerrtes Sehen
- Beeinträchtigung des Kontrastsehens
- Beeinträchtigung des Farbensehens, besonders der Rot-Töne
- „Rußregen„ oder „schwebende Punkte“ im Gesichtsfeld (bei Einblutungen)
- Dunkle Flecken oder Schatten im Gesichtsfeld
- Plötzlicher Sehverlust (bei Glaskörperblutungen oder Netzhautablösung)
Diagnose und Untersuchungsmethoden
Die frühzeitige Erkennung einer Retinopathie ist entscheidend für den Behandlungserfolg und erfordert spezielle augenärztliche Untersuchungen. Moderne Diagnoseverfahren ermöglichen heute eine präzise Beurteilung des Netzhautzustands und können selbst kleinste Veränderungen sichtbar machen.
Augenuntersuchung
Die wichtigsten diagnostischen Verfahren umfassen:
- Erweiterung der Pupille und Untersuchung des Augenhintergrunds (Funduskopie)
- Optische Kohärenztomographie (OCT) – liefert hochauflösende Schnittbilder der Netzhaut
- Fluoreszenzangiographie – Darstellung der Netzhautgefäße mittels Kontrastmittel
- Weitwinkelfundusaufnahmen – fotografische Dokumentation des Augenhintergrunds
Kontrollintervalle
Die Häufigkeit der empfohlenen Kontrolluntersuchungen richtet sich nach dem individuellen Risiko:
- Diabetiker ohne Retinopathie: jährliche Untersuchung
- Leichte nicht-proliferative diabetische Retinopathie: alle 6–12 Monate
- Mittelschwere nicht-proliferative diabetische Retinopathie: alle 3–6 Monate
- Schwere nicht-proliferative oder proliferative diabetische Retinopathie: alle 1–3 Monate
- Nach Behandlungen: engmaschige Kontrollen nach ärztlicher Empfehlung
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie der Retinopathie zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Komplikationen zu verhindern. Ein multimodaler Ansatz, der sowohl die Grunderkrankung als auch die spezifischen Veränderungen an der Netzhaut berücksichtigt, verspricht die besten Ergebnisse. Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert, wodurch heute viele Patienten mit Retinopathie ein gutes Sehvermögen bewahren können.
Grunderkrankungen
Eine wichtige Behandlungssäule ist die konsequente Therapie der auslösenden Grunderkrankungen:
- Optimale Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes mellitus
- Konsequente Blutdruckkontrolle bei Hypertonie
- Normalisierung der Blutfettwerte
- Verzicht auf Nikotin
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht
Augenheilkundliche Therapie
Je nach Stadium und Form der Retinopathie kommen verschiedene Behandlungsverfahren zum Einsatz:
- Intravitreale Medikamenteneingabe – Injektion von VEGF-Hemmern oder Kortison in den Glaskörperraum zur Reduzierung von Netzhautödemen und Hemmung der Gefäßneubildung
- Laserkoagulation – gezielte Verödung von geschädigten Netzhautarealen oder Gefäßneubildungen
- Vitrektomie – chirurgische Entfernung des Glaskörpers bei Blutungen oder Zugkräften an der Netzhaut
Die frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung einer Retinopathie kann in vielen Fällen das Sehvermögen erhalten oder verbessern. Besonders wichtig ist die regelmäßige augenärztliche Kontrolle für Risikogruppen, auch wenn keine Sehbeschwerden vorliegen. Die Kombination aus guter Einstellung der Grunderkrankung, modernen augenheilkundlichen Behandlungsmethoden und regelmäßigen Kontrollen bildet die Basis für einen langfristigen Erhalt der Sehfähigkeit bei Menschen mit Retinopathie.
Eine entscheidende Rolle spielt auch die Patientenaufklärung und -schulung. Je besser Betroffene über ihre Erkrankung informiert sind, desto eher können sie durch eigenverantwortliches Handeln zum Therapieerfolg beitragen. Dies umfasst sowohl die konsequente Einnahme verschriebener Medikamente als auch die Einhaltung empfohlener Lebensstiländerungen und Kontrolltermine.
Durch verantwortungsvollen Umgang mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck kann das Risiko, an einer Retinopathie zu erkranken oder deren Fortschreiten zu begünstigen, deutlich gesenkt werden. Besonders ermutigend: Studien zeigen, dass bereits eine Verbesserung des HbA1c-Wertes um 1 % das Risiko für die Entwicklung einer diabetischen Retinopathie um bis zu 35 % senken kann.