Makuladegeneration

Die Makuladegeneration ist eine der häufigsten Ursachen für schwere Sehbehinderungen bei Menschen über 50 Jahren. Diese fortschreitende Augenerkrankung betrifft die Makula – den zentralen Bereich der Netzhaut, der für das scharfe Sehen, Lesen und Erkennen von Gesichtern verantwortlich ist. Während das Sehen in der Peripherie meist erhalten bleibt, führt die Makuladegeneration zu einem schleichenden Verlust der zentralen Sehschärfe, was Alltagsaktivitäten wie Lesen, Autofahren oder Fernsehen zunehmend erschwert. Weltweit leiden etwa 200 Millionen Menschen an dieser Erkrankung, wobei die Häufigkeit mit steigendem Alter deutlich zunimmt. In Deutschland sind schätzungsweise 4,5 Millionen Menschen betroffen, die Tendenz ist aufgrund der demografischen Entwicklung steigend.

Formen und Entstehung

Die Makuladegeneration tritt in zwei Hauptformen auf, die sich in ihrem Verlauf und ihren Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden.

Trockene Makuladegeneration

Die trockene Form macht etwa 85–90 % aller Fälle aus. Sie entwickelt sich langsam über Jahre hinweg und führt zu einem allmählichen Funktionsverlust der lichtempfindlichen Zellen in der Makula. Charakteristisch für diese Form sind kleine gelbliche Ablagerungen unter der Netzhaut, sogenannte Drusen, sowie eine fortschreitende Ausdünnung des Netzhautgewebes.

Der Verlauf gliedert sich typischerweise in drei Stadien:

  1. Frühes Stadium – kleine oder wenige mittelgroße Drusen, oft noch ohne spürbare Sehbeeinträchtigung
  2. Mittleres Stadium – zahlreiche mittelgroße Drusen oder einzelne große Drusen, leichte Anpassungsschwierigkeiten bei wechselnden Lichtverhältnissen
  3. Spätes Stadium – ausgedehnte Degeneration der Netzhautzellen (geografische Atrophie) mit deutlicher Einschränkung der zentralen Sehschärfe

Die trockene Form kann in die feuchte Form übergehen, besonders wenn größere Drusen vorhanden sind.

Feuchte Makuladegeneration

Die feuchte oder exsudative Form ist mit 10–15 % zwar seltener, verläuft jedoch wesentlich aggressiver. Hier wachsen krankhafte neue Blutgefäße unter der Netzhaut, deren Wände undicht sind. Flüssigkeit und Blut können austreten, die Netzhaut anschwellen lassen und zu Narbenbildung führen. Unbehandelt kann die feuchte Makuladegeneration innerhalb weniger Wochen oder Monate zu einem erheblichen Sehverlust führen.

Typische Anzeichen der feuchten Form sind:

  • Verzerrtes Sehen (Metamorphopsien) – gerade Linien erscheinen wellig oder verbogen
  • Verschwommene dunkle oder leere Flecken im Zentrum des Gesichtsfeldes
  • Schnelle Verschlechterung der Sehschärfe
  • Veränderte Farbwahrnehmung
  • Schlechtes Anpassungsvermögen bei Dunkelheit

Risikofaktoren und Prävention

Die Entstehung einer Makuladegeneration wird durch verschiedene Faktoren begünstigt, wobei einige beeinflussbar sind, andere nicht.

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Alter – das Risiko steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich an
  • Genetische Veranlagung – wenn nahe Verwandte betroffen sind, erhöht sich das eigene Risiko
  • Helle Hautfarbe und helle Augenfarbe – hellhäutige Menschen sind statistisch häufiger betroffen
  • Weibliches Geschlecht – Frauen erkranken etwas häufiger als Männer

Beeinflussbare Faktoren

Verschiedene Lebensstilfaktoren können das Erkrankungsrisiko erhöhen oder den Verlauf ungünstig beeinflussen:

  • Rauchen – verdoppelt bis vervierfacht das Risiko
  • Ungesunde Ernährung mit wenig Antioxidantien
  • Starkes Übergewicht
  • Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Intensive UV-Belastung ohne ausreichenden Augenschutz

Präventive Maßnahmen

Zur Vorbeugung einer Makuladegeneration oder zur Verlangsamung des Fortschreitens können folgende Maßnahmen beitragen:

  • Nikotinverzicht
  • Ausgewogene Ernährung reich an Antioxidantien (grünes Blattgemüse, buntes Obst und Gemüse)
  • Regelmäßiger Verzehr von Fisch mit hohem Omega-3-Gehalt
  • Kontrolle von Blutdruck und Cholesterinwerten
  • Konsequenter UV-Schutz durch Sonnenbrille
  • Regelmäßige augenärztliche Kontrollen ab dem 50. Lebensjahr

Diagnose und Früherkennung

Die frühzeitige Erkennung der Makuladegeneration ist entscheidend, um rechtzeitig behandeln und den Sehverlust verlangsamen zu können.

Selbsttest und Frühsymptome

Ein einfacher Selbsttest kann erste Hinweise auf eine Makuladegeneration geben: das Amsler-Gitter, ein Schachbrettmuster mit einem zentralen Fixierpunkt. Bei Verzerrungen oder Ausfällen im Gittermuster sollte umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden.

Frühe Warnzeichen, die beachtet werden sollten:

  • Schwierigkeiten beim Lesen trotz angepasster Brille
  • Erhöhter Lichtbedarf bei Naharbeiten
  • Verschwommenes Sehen in der Bildmitte
  • Probleme bei der Gesichtserkennung
  • Verzerrte Wahrnehmung gerader Linien oder Biegungen

Augenärztliche Untersuchungen

Zur Diagnose einer Makuladegeneration führt der Augenarzt verschiedene Untersuchungen durch:

  1. Sehtest und Überprüfung der Sehschärfe
  2. Untersuchung des Augenhintergrunds mit erweiterter Pupille
  3. Optische Kohärenztomographie (OCT) – ein bildgebendes Verfahren, das detaillierte Schnittbilder der Netzhaut liefert
  4. Fluoreszenzangiographie – nach Injektion eines Kontrastmittels werden die Blutgefäße der Netzhaut dargestellt
  5. Fundusautofluoreszenz – zur Darstellung von Stoffwechselprodukten in der Netzhaut

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapieoptionen richten sich nach der Form der Makuladegeneration und dem Stadium der Erkrankung.

Therapie der trockenen Form

Für die trockene Makuladegeneration gibt es bisher keine zugelassene Therapie, die die Erkrankung heilen kann. Der Fokus liegt auf der Verlangsamung des Fortschreitens:

  • Nahrungsergänzungsmittel mit spezifischer Zusammensetzung aus Vitaminen, Mineralstoffen und Carotinoiden (AREDS-Formulierung)
  • Anpassung des Lebensstils mit gesunder Ernährung und Rauchverzicht
  • Hilfsmittel wie Lupenbrillen, Bildschirmlesegeräte oder spezielle Beleuchtung
  • Sehhilfetraining und spezielle Rehabilitationsmaßnahmen

Therapie der feuchten Form

Bei der feuchten Makuladegeneration sind die Behandlungsmöglichkeiten deutlich vielversprechender:

  • Intravitreale Anti-VEGF-Therapie – regelmäßige Injektionen von Medikamenten ins Auge, die das Wachstum krankhafter Blutgefäße hemmen
  • Photodynamische Therapie – Kombination aus Medikament und Laserbehandlung bei bestimmten Formen
  • Laserkoagulation – bei randständigen Gefäßneubildungen
  • Experimentelle Ansätze wie Gentherapie oder Transplantation von Netzhautzellen in klinischen Studien

Die regelmäßige Behandlung, besonders bei der feuchten Form, kann das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verlangsamen oder sogar zeitweise aufhalten. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Augenarzt und die konsequente Einhaltung der Kontrolltermine sind dabei von größter Bedeutung.

Leben mit Makuladegeneration bedeutet für viele Betroffene, sich an eine neue Sehsituation anzupassen. Moderne Hilfsmittel und gezielte Rehabilitationsmaßnahmen können dabei unterstützen, trotz Einschränkungen ein weitgehend selbstständiges Leben zu führen.