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Konvergenztraining

Konvergenztraining bezeichnet spezielle Übungen zur Verbesserung der Fähigkeit, beide Augen präzise auf einen nahen Punkt auszurichten. Diese koordinierte Einwärtsbewegung der Augen, die als Konvergenz bezeichnet wird, ist entscheidend für ein komfortables beidäugiges Sehen, besonders bei Naharbeiten wie Lesen, Schreiben oder Bildschirmtätigkeiten. Konvergenzschwächen zählen zu den häufigsten Ursachen von Sehbeschwerden und können Symptome wie rasche Ermüdung der Augen, Kopfschmerzen oder sogar Doppelbilder verursachen. Mit gezieltem Konvergenztraining können diese Probleme oft deutlich verbessert oder sogar vollständig behoben werden, ohne dass eine Brille oder Operation nötig ist. Das Training kann sowohl unter fachlicher Anleitung in der orthoptischen Praxis als auch regelmäßig zu Hause durchgeführt werden und zeigt bei konsequenter Anwendung meist nach einigen Wochen erste Erfolge.

Grundlagen der Konvergenz und ihre Störungen

Die Konvergenz ist eine der wichtigsten Augenbewegungen für das beidäugige Sehen im Nahbereich. Sie ermöglicht es uns, nahe Objekte mit beiden Augen gleichzeitig scharf und einfach zu sehen.

Funktion der normalen Konvergenz

Im Alltag bewegen wir ständig unseren Blick zwischen verschiedenen Entfernungen. Wenn wir von einem fernen Objekt auf ein nahes blicken, müssen unsere Augen nach innen schwenken, damit die Bilder beider Augen auf korrespondierenden Netzhautstellen abgebildet werden. Diese Einwärtsbewegung der Augen erfolgt normalerweise automatisch und koordiniert, gesteuert durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Hirnareale und Augenmuskeln.

Eine gesunde Konvergenz ist durch mehrere Komponenten gekennzeichnet:

  • Schnelligkeit: Die Augen sollten ohne Verzögerung konvergieren können
  • Ausdauer: Die Konvergenzstellung muss über längere Zeit gehalten werden können
  • Genauigkeit: Beide Augen sollten präzise auf den betrachteten Punkt ausgerichtet sein
  • Entspannung: Nach der Naharbeit sollten die Augen mühelos wieder in die Parallelstellung zurückkehren können

Diese Fähigkeiten sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich in den ersten Lebensjahren und können durch Training verbessert werden.

Konvergenzinsuffizienz und andere Störungen

Die häufigste Konvergenzstörung ist die Konvergenzinsuffizienz, bei der die Augen Schwierigkeiten haben, eine angemessene Konvergenzstellung einzunehmen oder aufrechtzuerhalten. Typische Symptome sind:

  • Schnelle Ermüdung der Augen bei Naharbeit
  • Verschwommenes Sehen oder Doppelbilder beim Lesen
  • Kopfschmerzen, besonders im Stirnbereich
  • Unkonzentriertheit beim Lesen oder Arbeiten am Bildschirm
  • Gelegentliches Zukneifen eines Auges
  • Übersprungen von Zeilen oder Verlieren der Stelle beim Lesen

Seltener tritt eine Konvergenzexzess auf, bei der die Augen übermäßig stark konvergieren, was ebenfalls zu Beschwerden führen kann. Auch Störungen der Konvergenzbeweglichkeit können vorkommen, bei denen die Konvergenz zwar möglich, aber verlangsamt oder unregelmäßig ist.

Diagnostik vor dem Konvergenztraining

Bevor ein Konvergenztraining begonnen wird, sollten die Sehfunktionen gründlich untersucht werden, um die genaue Art und das Ausmaß der Konvergenzstörung zu bestimmen.

Orthoptische Untersuchung

Der erste Schritt ist meist eine umfassende orthoptische Untersuchung, die verschiedene Aspekte des beidäugigen Sehens überprüft:

Die Bestimmung des Nahpunktes der Konvergenz (NPC) ist ein zentraler Test, bei dem gemessen wird, wie nah ein Objekt an die Augen herangeführt werden kann, bevor die Konvergenz versagt und ein Auge nach außen abweicht. Bei gesunder Konvergenz liegt dieser Punkt etwa 5–8 cm vor der Nase.

Weitere wichtige Untersuchungen umfassen die Messung der Fusionsbreite (wie weit die Augen konvergieren und divergieren können, ohne dass Doppelbilder auftreten), die Prüfung der Akkommodation (Anpassungsfähigkeit der Augenlinse) und die Bestimmung der Augenbeweglichkeit.

Oft werden auch spezielle Fragebögen eingesetzt, um die subjektiven Beschwerden des Patienten zu erfassen und später den Therapieerfolg zu dokumentieren.

Ausschluss anderer Ursachen

Wichtig ist auch der Ausschluss anderer Ursachen für die Beschwerden, wie:

  • Fehlsichtigkeiten (Kurz-, Weit-, Stabsichtigkeit), die eine Brillenkorrektur erfordern könnten
  • Akkommodationsstörungen, die die Anpassungsfähigkeit der Augenlinse betreffen
  • Organische Augenerkrankungen
  • Neurologische Störungen, die die Augenbeweglichkeit beeinflussen können

Eine vollständige augenärztliche Untersuchung ist daher vor Beginn eines Konvergenztrainings empfehlenswert.

Methoden des Konvergenztrainings

Das Konvergenztraining umfasst verschiedene Übungen, die je nach individueller Problematik ausgewählt und angepasst werden.

Grundübungen für zu Hause

Zu den häufig empfohlenen Übungen für das tägliche Heimtraining gehören:

Die Bleistiftübung (Pencil Push-ups): Hierbei wird ein Stift in Armeslänge vor den Augen gehalten und langsam zur Nasenspitze geführt, wobei der Patient versucht, den Stift bis zum letzten Moment einfach (nicht doppelt) zu sehen. Diese Übung sollte mehrmals täglich für etwa 5 Minuten durchgeführt werden.

Konvergenzübungen mit Fadenperlen: An einem etwa 50 cm langen Faden werden farbige Perlen in unterschiedlichen Abständen befestigt. Der Patient fixiert nacheinander die verschiedenen Perlen und trainiert so das schnelle Wechseln zwischen verschiedenen Konvergenzstellungen.

Stereogramme und Magic-Eye-Bilder: Diese speziellen Bilder erfordern eine präzise Konvergenz der Augen, um einen dreidimensionalen Effekt wahrzunehmen, und eignen sich gut als motivierendes Training.

Fortgeschrittenes Training

Bei fortgeschrittenem Training oder in der orthoptischen Praxis kommen oft weitere Methoden zum Einsatz:

Prismentraining: Mithilfe von Prismengläsern wird der Konvergenzbereich schrittweise erweitert, indem immer anspruchsvollere Übungen mit zunehmender Prismenstärke durchgeführt werden.

Computergestützte Übungen: Spezielle Software bietet interaktive Übungen, die sowohl die Konvergenz als auch die Akkommodation trainieren und den Trainingserfolg dokumentieren können.

Biofeedback-Methoden: Hierbei erhält der Patient unmittelbare Rückmeldung über seine Augenbewegungen, was ein sehr präzises Training ermöglicht.

Dauer und Erfolgsaussichten

Ein effektives Konvergenztraining erfordert Geduld und Regelmäßigkeit. Typischerweise sollten die Übungen:

  • Mehrmals täglich für jeweils 5–10 Minuten durchgeführt werden
  • Über einen Zeitraum von mindestens 6–12 Wochen fortgesetzt werden
  • Bei Ermüdung kurz unterbrochen und dann fortgesetzt werden

Die Erfolgsquote bei konsequent durchgeführtem Training ist hoch – Studien zeigen Verbesserungen bei 70–80 % der Patienten mit Konvergenzinsuffizienz. Erste Erfolge sind oft schon nach 2–4 Wochen spürbar, eine vollständige Normalisierung kann jedoch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Orthoptisten oder Augenarzt sind wichtig, um den Fortschritt zu überwachen und die Übungen gegebenenfalls anzupassen.