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Iridozyklitis
Die Iridozyklitis ist eine entzündliche Augenerkrankung, bei der die Regenbogenhaut (Iris) und der Strahlenkörper (Ziliarkörper) betroffen sind. Sie gehört zu den Uveitiden, den Entzündungen der mittleren Augenhaut. Diese schmerzhafte Erkrankung kann akut oder chronisch verlaufen und tritt häufig bei jüngeren bis mittelalten Erwachsenen auf. Unbehandelt kann sie zu ernsthaften Komplikationen wie Glaukom, Katarakt oder sogar Sehverlust führen. Die frühzeitige Erkennung und konsequente Behandlung sind daher entscheidend für die Prognose. Die Iridozyklitis kann isoliert auftreten, ist aber häufig mit systemischen Erkrankungen wie Morbus Bechterew, juveniler idiopathischer Arthritis oder entzündlichen Darmerkrankungen verbunden. Daher erfordert sie oft einen interdisziplinären Behandlungsansatz.
Ursachen und Entstehung
Die Iridozyklitis kann verschiedene Ursachen haben, die von Autoimmunerkrankungen bis hin zu Infektionen reichen.
Immunologische Faktoren
Bei vielen Patienten liegt der Iridozyklitis eine Fehlregulation des Immunsystems zugrunde. Das Immunsystem richtet sich dabei gegen körpereigenes Gewebe im Auge, was zur Entzündung führt. Diese autoimmune Form steht häufig im Zusammenhang mit:
- Spondyloarthritiden, insbesondere Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis)
- Juveniler idiopathischer Arthritis (JIA), vor allem bei jungen Mädchen
- Entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Sarkoidose
- Systemischem Lupus erythematodes
- Reaktiver Arthritis nach bestimmten Infektionen
Das Vorhandensein bestimmter genetischer Marker, insbesondere HLA-B27, erhöht das Risiko für die Entwicklung einer Iridozyklitis deutlich. Bei etwa 50 % der Patienten mit akuter Iridozyklitis lässt sich dieser genetische Marker nachweisen.
Infektiöse Ursachen
Seltener wird eine Iridozyklitis durch direkte Infektionen des Auges verursacht:
- Herpesviren (Herpes simplex, Varizella-Zoster)
- Toxoplasmose
- Tuberkulose
- Syphilis
- Borreliose
- Pilzinfektionen, besonders bei immungeschwächten Patienten
Bei der infektiösen Form ist die gezielte antimikrobielle Therapie neben der entzündungshemmenden Behandlung entscheidend für den Heilungserfolg.
Weitere Auslöser
In einigen Fällen kann eine Iridozyklitis auch durch andere Faktoren ausgelöst werden:
- Traumatische Verletzungen des Auges
- Bestimmte Medikamente
- Nach Augenoperationen
- Als Folge einer Bestrahlung
- Malignome wie Lymphome mit Augenbeteiligung
Bei etwa einem Drittel der Patienten kann trotz ausführlicher Diagnostik keine eindeutige Ursache festgestellt werden. Man spricht dann von einer idiopathischen Iridozyklitis.
Symptome und Diagnostik
Die Symptome einer Iridozyklitis können je nach Verlaufsform unterschiedlich stark ausgeprägt sein und erfordern eine gründliche augenärztliche Untersuchung.
Typische Beschwerden
Die Iridozyklitis äußert sich durch charakteristische Symptome, die bei der akuten Form meist deutlicher ausgeprägt sind:
- Augenschmerzen, oft pochend oder drückend
- Lichtscheu (Photophobie)
- Gerötetes Auge, besonders um die Hornhaut herum (ziliare Injektion)
- Verschwommenes Sehen
- Tränenfluss
- Verengte oder unregelmäßige Pupille
- In schweren Fällen: Sehverlust
Bei der chronischen Form können die Symptome schleichend und weniger intensiv auftreten, was die rechtzeitige Diagnose erschweren kann. Häufig wird die chronische Iridozyklitis erst erkannt, wenn bereits Komplikationen eingetreten sind.
Diagnoseverfahren
Die Diagnose einer Iridozyklitis erfolgt durch einen Augenarzt mittels verschiedener Untersuchungsmethoden:
- Spaltlampen-Untersuchung – zeigt Entzündungszellen in der Vorderkammer des Auges, sogenannte Tyndall-Phänomene und eventuell Fibrinablagerungen
- Tonometrie – Messung des Augeninnendrucks, der bei Iridozyklitis erhöht oder erniedrigt sein kann
- Funduskopie – Untersuchung des Augenhintergrunds, um mögliche Beteiligung der hinteren Augenabschnitte festzustellen
- Optische Kohärenztomographie (OCT) – hochauflösende Querschnittsbilder der Netzhaut
- Fluoreszein-Angiographie – bei Verdacht auf Beteiligung der Netzhautgefäße
Zusätzlich werden häufig Bluttests durchgeführt, um zugrundeliegende systemische Erkrankungen zu identifizieren oder auszuschließen:
- HLA-B27-Typisierung
- Entzündungsmarker (CRP, BSG)
- Rheumafaktoren
- Antinukleäre Antikörper
- Infektionsserologie
Bei Verdacht auf infektiöse Ursachen kann auch eine Analyse des Kammerwassers notwendig sein.
Behandlung und Verlauf
Die Therapie der Iridozyklitis zielt darauf ab, die Entzündung zu kontrollieren, Komplikationen zu vermeiden und, wenn möglich, die Grunderkrankung zu behandeln.
Akute Therapie
Die Behandlung der akuten Iridozyklitis umfasst mehrere Ansätze:
- Kortisonhaltige Augentropfen – Hauptsäule der Therapie zur Entzündungshemmung
- Pupillen erweiternde Tropfen (Mydriatika) – verhindern Verklebungen zwischen Iris und Linse und lindern Schmerzen
- Bei Bedarf lokale oder systemische Schmerzmedikation
- Bei schweren Verläufen: periokuläre Kortison-Injektionen oder systemische Kortisontherapie
- Bei infektiöser Ursache: gezielte antimikrobielle Behandlung
Die Dosierung der Augentropfen wird zunächst hochfrequent begonnen und dann schrittweise reduziert. Eine plötzliche Beendigung der Kortisontherapie kann zu Rückfällen führen.
Langzeitbehandlung
Bei chronischen Verläufen oder häufigen Rezidiven kommen folgende Behandlungsstrategien zum Einsatz:
- Langfristige niedrig dosierte lokale oder systemische Kortisontherapie
- Immunsuppressive Medikamente wie Methotrexat, Azathioprin oder Ciclosporin
- Biologika (z. B. TNF-alpha-Blocker) bei assoziierten Systemerkrankungen oder therapieresistenten Verläufen
- Regelmäßige Kontrollen des Augeninnendrucks und der Linsentransparenz zur Früherkennung von Komplikationen
Die Zusammenarbeit mit Rheumatologen oder Internisten ist bei systemischen Grunderkrankungen essenziell für den Behandlungserfolg.
Prognose und Komplikationen
Die Prognose der Iridozyklitis hängt stark von der Grunderkrankung, dem Therapiebeginn und der Therapietreue ab:
- Bei rechtzeitiger Behandlung heilt die akute Form meist folgenlos aus
- Chronische Verläufe erfordern oft eine langfristige Therapie und Überwachung
- Unbehandelt oder bei unzureichender Therapie können folgende Komplikationen auftreten:
- Synechien – Verklebungen zwischen Iris und Linse
- Katarakt (Grauer Star) – durch die Entzündung selbst oder als Nebenwirkung der Kortisontherapie
- Sekundärglaukom – erhöhter Augeninnendruck durch Abflussstörungen
- Makulaödem – Flüssigkeitseinlagerung im Bereich des schärfsten Sehens
- In schweren Fällen: dauerhafter Sehverlust
Bei etwa 50 % der Patienten mit akuter Iridozyklitis kommt es innerhalb von 5 Jahren zu Rezidiven. Regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind daher auch nach Abklingen der akuten Symptome wichtig.
Die Iridozyklitis ist eine ernst zu nehmende Augenerkrankung, die eine konsequente Behandlung erfordert. Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Therapie ist die Prognose jedoch gut, und dauerhafte Sehschäden können in den meisten Fällen vermieden werden. Betroffene sollten auf Warnsignale achten und bei Augenschmerzen, Rötung und Sehstörungen umgehend einen Augenarzt aufsuchen.