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Lidrandentzündung
Die Lidrandentzündung, medizinisch als Blepharitis bezeichnet, gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Auges. Diese chronische Entzündung betrifft den Rand der Augenlider, wo sich die Wimpern befinden und die Talgdrüsen münden. Charakteristisch sind gerötete, gereizte Lidränder, die oft mit Juckreiz, Brennen und dem Gefühl von Fremdkörpern im Auge einhergehen. Morgens können die Augen verklebt sein oder schuppige Ablagerungen aufweisen. Die Erkrankung tritt meist beidseitig auf und verläuft in vielen Fällen chronisch mit wiederkehrenden Beschwerden. Obwohl die Lidrandentzündung in der Regel nicht zu schwerwiegenden Komplikationen führt, kann sie die Lebensqualität durch anhaltende Beschwerden erheblich beeinträchtigen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung einer Lidrandentzündung ist oft multifaktoriell bedingt und kann verschiedene Ursachen haben.
Bakterielle Besiedlung
Eine der häufigsten Ursachen ist die übermäßige Besiedlung der Lidränder mit Bakterien, insbesondere mit Staphylokokken. Diese Bakterien kommen zwar natürlicherweise auf der Haut vor, können jedoch bei vermehrtem Wachstum Entzündungsreaktionen hervorrufen. Die Bakterien produzieren Enzyme und Toxine, die die Talgdrüsen und das umliegende Gewebe schädigen können. Besonders problematisch wird es, wenn sie in die feinen Talgdrüsenöffnungen am Lidrand eindringen und dort Entzündungen verursachen.
Dysfunktion der Meibom-Drüsen
Die Meibom-Drüsen sind spezialisierte Talgdrüsen, die in einer Reihe am Lidrand liegen und ein öliges Sekret produzieren. Dieses Sekret bildet die äußere Schicht des Tränenfilms und verhindert dessen zu schnelle Verdunstung. Bei einer sogenannten Meibom-Drüsen-Dysfunktion wird das Sekret zu zähflüssig und kann nicht mehr richtig abfließen. Die Drüsen verstopfen, was zu einer Entzündung führen kann. Diese Form wird auch als posteriore Blepharitis bezeichnet und geht oft mit trockenen Augen einher.
Weitere Auslöser und Risikofaktoren
Neben bakteriellen Ursachen und Drüsenfunktionsstörungen können weitere Faktoren eine Lidrandentzündung begünstigen:
- Seborrhoisches Ekzem oder Schuppenflechte der Kopfhaut und Gesichtshaut
- Demodex-Milben, die in den Haarfollikeln der Wimpern leben
- Allergische Reaktionen auf Kosmetika oder Augentropfen
- Hormonelle Veränderungen, besonders in der Pubertät oder Menopause
- Rosacea, eine chronische Hauterkrankung mit Rötungen im Gesicht
- Umweltfaktoren wie trockene Luft, Staub oder Rauch
- Längere Bildschirmarbeit mit reduzierter Lidschlagfrequenz
Symptome und Erscheinungsbild
Die Lidrandentzündung äußert sich durch charakteristische Beschwerden, die in ihrer Intensität variieren können.
Typische Anzeichen
Folgende Symptome sind bei einer Lidrandentzündung häufig zu beobachten:
- Rötung und Schwellung der Lidränder
- Brennen, Jucken und Fremdkörpergefühl in den Augen
- Verkrustungen und Schuppenbildung an den Wimpern, besonders am Morgen
- Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht (Photophobie)
- Tränende oder paradoxerweise trockene Augen
- Vermehrtes Blinzeln und Reiben der Augen
- Bei bakterieller Infektion: gelbliche Absonderungen
Chronischer Verlauf
Die Lidrandentzündung verläuft häufig chronisch mit wechselnder Intensität der Beschwerden. Phasen mit stärkeren Symptomen können sich mit beschwerdeärmeren Zeiten abwechseln. Ohne angemessene Behandlung können die entzündlichen Veränderungen zu Komplikationen wie der Bildung von Hagelkörnern (Chalazion) oder Gerstenkörnern (Hordeolum) führen. Auch eine fortschreitende Schädigung der Meibom-Drüsen mit verstärkten Trockenheitsbeschwerden ist möglich.
Diagnose und Abklärung
Die Diagnose einer Lidrandentzündung erfolgt in der Regel durch den Augenarzt anhand des klinischen Erscheinungsbildes.
Untersuchungsmethoden
Bei Verdacht auf eine Lidrandentzündung werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Ausführliche Anamnese zu Beschwerden, Verlauf und möglichen auslösenden Faktoren
- Spaltlampenuntersuchung zur detaillierten Betrachtung der Lidränder und Augenoberfläche
- Beurteilung der Meibom-Drüsenfunktion durch sanften Druck auf die Lider
- Untersuchung des Tränenfilms mittels spezieller Färbemethoden
- In einigen Fällen mikrobiologische Abstriche bei Verdacht auf spezifische Erreger
Die genaue Bestimmung der Form der Lidrandentzündung – vordere (bakteriell bedingt) oder hintere (durch Meibom-Drüsen-Dysfunktion) – ist wichtig für die Auswahl der geeigneten Behandlungsstrategie.
Therapieansätze und Selbsthilfe
Die Behandlung der Lidrandentzündung erfordert meist eine Kombination verschiedener Maßnahmen und vor allem Geduld und Konsequenz.
Lidrandhygiene
Die regelmäßige Reinigung der Lidränder bildet die Basis jeder Therapie:
- Warme Kompressen für 5–10 Minuten, um Sekrete zu verflüssigen
- Sanfte Massage der Lider zur Förderung des Sekretabflusses
- Anschließende Reinigung der Lidränder mit speziellen Reinigungstüchern oder milder Babyshampoo-Lösung
- Entfernung von Krusten und Ablagerungen mit einem sauberen Wattestäbchen
Diese Maßnahmen sollten konsequent einmal bis zweimal täglich durchgeführt werden, auch in beschwerdefreien Phasen.
Medikamentöse Behandlung
Je nach Form und Schweregrad der Lidrandentzündung können verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen:
- Antibiotische Augensalben oder -tropfen bei bakterieller Beteiligung
- Entzündungshemmende Präparate bei starker Entzündungsreaktion
- Tränenersatzmittel bei begleitenden Trockenheitsbeschwerden
- In schweren Fällen: orale Antibiotika oder Medikamente gegen Rosacea
Langfristige Vorbeugung
Die Lidrandentzündung neigt zu Rückfällen, daher sind vorbeugende Maßnahmen wichtig:
- Konsequente Fortsetzung der Lidrandhygiene, auch bei Beschwerdefreiheit
- Vermeidung bekannter Auslöser wie bestimmte Kosmetika
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Regelmäßige Pausen bei Bildschirmarbeit
- Behandlung von Grunderkrankungen wie Rosacea oder seborrhoischem Ekzem
Mit einer konsequenten Therapie und sorgfältiger Lidrandhygiene lässt sich die Lidrandentzündung in den meisten Fällen gut kontrollieren, auch wenn eine vollständige Heilung oft nicht möglich ist. Wichtig ist das Verständnis, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die eine langfristige Pflege erfordert. Bei frühzeitiger Behandlung können Komplikationen vermieden und die Lebensqualität deutlich verbessert werden.