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Mydriasis

Die Mydriasis bezeichnet die Erweiterung der Pupille, jener schwarzen Öffnung in der Mitte der Iris, durch die das Licht ins Auge einfällt. Diese Pupillenerweiterung kann sowohl ein natürlicher physiologischer Vorgang als auch ein Symptom verschiedener Erkrankungen oder eine bewusst herbeigeführte medizinische Maßnahme sein. Im Normalzustand reagieren unsere Pupillen dynamisch auf Lichtveränderungen – sie verengen sich bei Helligkeit und erweitern sich bei Dunkelheit, um die optimale Lichtmenge auf die Netzhaut zu leiten. Diese fein abgestimmte Regulierung erfolgt über das autonome Nervensystem und ist entscheidend für gutes Sehen. Die Mydriasis spielt sowohl in der augenärztlichen Diagnostik und Therapie als auch als mögliches Warnsignal bei bestimmten Erkrankungen eine wichtige Rolle.

Physiologie der Pupillenreaktion

Die Größe der Pupille wird durch das Zusammenspiel zweier Muskeln in der Iris bestimmt: den Musculus sphincter pupillae, der die Pupille verengt, und den Musculus dilatator pupillae, der sie erweitert. Diese Muskeln stehen unter der Kontrolle unterschiedlicher Anteile des autonomen Nervensystems.

Steuerung durch das Nervensystem

Die Pupillenreaktion wird durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Nervenbahnen reguliert. Der Schließmuskel wird vom Parasympathikus innerviert, dem Teil des autonomen Nervensystems, der für Erholung und Regeneration zuständig ist. Der Öffnungsmuskel hingegen wird vom Sympathikus gesteuert, der bei Stress und in Alarmbereitschaft aktiviert wird.

Eine natürliche Erweiterung der Pupillen tritt unter verschiedenen Umständen auf:

  • Bei Dunkelheit oder schwachen Lichtverhältnissen
  • Bei emotionaler Erregung wie Angst, Schrecken oder Schmerz
  • Bei geistiger Anstrengung oder intensiver Konzentration
  • Bei sexueller Erregung oder starkem Interesse

Diese physiologischen Reaktionen sind normal und dienen der Anpassung an verschiedene Umwelt- und Körperbedingungen.

Medizinisch induzierte Mydriasis

In der augenärztlichen Praxis wird die Mydriasis gezielt herbeigeführt, um bestimmte Untersuchungen und Behandlungen zu ermöglichen.

Diagnostische und therapeutische Anwendungen

Für eine gründliche Untersuchung des Augenhintergrunds ist eine Erweiterung der Pupille oft unerlässlich. Durch die medikamentös herbeigeführte Mydriasis erhält der Augenarzt einen besseren Einblick in das Augeninnere und kann Erkrankungen wie Netzhautablösungen, diabetische Retinopathie oder Makuladegeneration besser erkennen.

Auch zu therapeutischen Zwecken kann eine Mydriasis erwünscht sein. Bei entzündlichen Erkrankungen des Auges können pupillenerweiternde Medikamente verordnet werden, um Verklebungen zwischen Iris und Linse zu vermeiden. Ebenso werden sie vor und nach bestimmten Augenoperationen, insbesondere Katarakt-Operationen, eingesetzt.

Zur künstlichen Erweiterung der Pupille werden verschiedene Wirkstoffe verwendet:

  • Parasympatholytika wie Tropicamid, Cyclopentolat oder Atropin blockieren den Parasympathikus und damit den Schließmuskel
  • Sympathomimetika wie Phenylephrin stimulieren den Sympathikus und aktivieren den Öffnungsmuskel

Die Wirkdauer variiert von etwa 3–6 Stunden bei Tropicamid bis zu mehreren Tagen bei Atropin. Nach einer medikamentösen Pupillenerweiterung ist das Sehen für einige Zeit beeinträchtigt, besonders das Nahsehen und die Anpassung an unterschiedliche Lichtverhältnisse. Zudem besteht eine erhöhte Blendempfindlichkeit.

Mydriasis als Symptom

Eine abnorme oder einseitige Pupillenerweiterung kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen und sollte ärztlich abgeklärt werden.

Neurologische und medizinische Ursachen

Bei neurologischen Erkrankungen oder Verletzungen kann eine Mydriasis als wichtiges diagnostisches Zeichen auftreten. Ein Schädel-Hirn-Trauma mit erhöhtem Hirndruck kann zu einer erweiterten Pupille auf der Seite der Verletzung führen – ein neurologischer Notfall, der sofortiger Hilfe bedarf. Auch Schlaganfälle oder Durchblutungsstörungen im Gehirn können die Pupillenregulation beeinträchtigen.

Neben neurologischen Erkrankungen gibt es weitere medizinische Ursachen für eine abnorme Mydriasis:

  • Vergiftungen oder Überdosierungen mit bestimmten Substanzen (Atropin, Kokain, Amphetamine)
  • Einige systemische Erkrankungen wie Botulismus oder das Holmes-Adie-Syndrom
  • Lokale Augenerkrankungen wie ein akuter Glaukomanfall
  • Direkte mechanische Reizung oder Verletzung des Auges oder der Iris

Eine besondere Form ist das adrenerge Mydriasis-Syndrom, bei dem eine oder beide Pupillen ständig erweitert bleiben. Dies kann durch chronischen Stress, bestimmte Medikamente oder nach Verletzungen des sympathischen Nervensystems auftreten und sollte differentialdiagnostisch abgeklärt werden.

Verhaltensempfehlungen bei medizinisch induzierter Mydriasis

Nach einer augenärztlichen Untersuchung mit Pupillenerweiterung sollten einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:

  • Nicht selbst Auto fahren, da die Sehfähigkeit vorübergehend eingeschränkt ist
  • Eine Sonnenbrille tragen, um die Augen vor übermäßiger Helligkeit zu schützen
  • Anstrengende Naharbeit wie Lesen oder Bildschirmarbeit vermeiden, bis die Pupillenreaktion wieder normal ist
  • Ausreichend Zeit für die Rückbildung der Mydriasis einplanen

Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Unannehmlichkeiten zu minimieren und eine sichere Erholung nach der Untersuchung zu gewährleisten.

Die Mydriasis ist somit ein faszinierendes Phänomen zwischen Physiologie und Pathologie, das sowohl im Alltag als auch in der medizinischen Praxis eine bedeutende Rolle spielt. Das Verständnis der Pupillenreaktion ermöglicht nicht nur eine bessere Augendiagnostik, sondern kann auch lebensrettend sein, wenn sie als Warnsignal schwerwiegender Erkrankungen richtig gedeutet wird.