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Presbyakusis

Die Presbyakusis, auch Altersschwerhörigkeit genannt, ist eine der häufigsten Formen des Hörverlusts bei älteren Menschen. Diese fortschreitende, symmetrische Hörminderung entwickelt sich meist schleichend über viele Jahre und wird oft erst spät bemerkt. Charakteristisch ist eine verminderte Fähigkeit, hohe Frequenzen wahrzunehmen, was besonders das Sprachverständnis in geräuschvoller Umgebung erschwert. Etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre ist von Presbyakusis betroffen, bei den über 75-Jährigen steigt dieser Anteil auf mehr als die Hälfte. Die frühzeitige Erkennung und angemessene Versorgung mit Hörhilfen kann die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessern und sozialer Isolation vorbeugen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung der Altersschwerhörigkeit ist multifaktoriell und basiert auf verschiedenen Veränderungen im Hörsystem.

Biologische Alterungsprozesse

Mit zunehmendem Alter kommt es zu natürlichen Degenerationsprozessen im Innenohr. Besonders betroffen sind die Haarsinneszellen in der Cochlea, die Schallwellen in elektrische Impulse umwandeln und diese an das Gehirn weiterleiten. Diese Zellen können sich nicht regenerieren – einmal geschädigt, ist der Verlust irreversibel. Auch die Nervenfasern des Hörnervs und die Blutgefäße, die das Innenohr versorgen, können im Alter degenerative Veränderungen aufweisen.

Umwelteinflüsse und Lebensgewohnheiten

Verschiedene externe Faktoren können die Entwicklung einer Presbyakusis beschleunigen oder verstärken:

  • Langzeitbelastung durch Lärm im Beruf oder Freizeit
  • Einnahme bestimmter ototoxischer Medikamente (z. B. einige Antibiotika, Chemotherapeutika)
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck
  • Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum
  • Mangel- oder Fehlernährung

Genetische Faktoren

Die genetische Veranlagung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Altersschwerhörigkeit. Familiäre Häufungen sind bekannt, und bestimmte Gene wurden mit einer erhöhten Anfälligkeit für frühzeitige oder beschleunigte Hörverluste in Verbindung gebracht.

Symptome und Verlauf

Die Altersschwerhörigkeit entwickelt sich meist langsam und unmerklich, was dazu führt, dass viele Betroffene ihren Hörverlust zunächst nicht wahrnehmen oder unterschätzen.

Frühe Anzeichen

Typische erste Symptome der Presbyakusis sind:

  • Schwierigkeiten, Gesprächen in geräuschvollen Umgebungen zu folgen
  • Probleme beim Verstehen hoher Stimmen, besonders von Frauen und Kindern
  • Häufiges Nachfragen bei Unterhaltungen
  • Das Gefühl, dass andere undeutlich sprechen oder „murmeln“
  • Erhöhte Lautstärke bei Radio oder Fernseher, die von anderen als zu laut empfunden wird

Fortgeschrittenes Stadium

Mit zunehmender Hörminderung können folgende Probleme auftreten:

  • Vermehrte Anstrengung und Ermüdung bei Gesprächen
  • Sozialer Rückzug und Vermeidung von gesellschaftlichen Anlässen
  • Vermindertes Richtungshören
  • Mögliche Begleiterscheinungen wie Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Psychische Belastungen wie Frustration, Depression oder Angstzustände

Die fortschreitende Natur der Presbyakusis führt unbehandelt zu einer kontinuierlichen Verschlechterung des Hörvermögens, wodurch die Kommunikationsfähigkeit zunehmend eingeschränkt wird.

Diagnostik und Abklärung

Eine gründliche Diagnostik ist entscheidend, um die Altersschwerhörigkeit von anderen Formen des Hörverlusts abzugrenzen und den individuellen Schweregrad zu bestimmen.

Audiologische Untersuchungen

Die Basisdiagnostik umfasst in der Regel:

  1. Ausführliche Anamnese zur Erfassung der Hörsituation und eventueller Risikofaktoren
  2. Otoskopie – Untersuchung des äußeren Gehörgangs und Trommelfells
  3. Reintonaudiometrie zur Bestimmung der Hörschwelle bei verschiedenen Frequenzen
  4. Sprachaudiometrie zur Beurteilung des Sprachverständnisses
  5. Tympanometrie zur Überprüfung der Mittelohrfunktion

In speziellen Fällen können weitere Untersuchungen wie die Hirnstammaudiometrie (BERA) oder bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen.

Differenzialdiagnose

Wichtig ist die Abgrenzung von anderen Ursachen einer Schwerhörigkeit, wie:

  • Schalleitungsschwerhörigkeiten durch Probleme im Außen- oder Mittelohr
  • Lärmbedingte Schwerhörigkeit
  • Hörverlust durch Infektionen oder Entzündungen
  • Morbus Menière oder andere Innenohrerkrankungen
  • Medikamentös verursachte Hörstörungen
  • Plötzlicher Hörsturz

Behandlung und Rehabilitation

Die Altersschwerhörigkeit ist nicht heilbar, aber es gibt effektive Möglichkeiten, die Hörfähigkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhalten.

Hörgeräteversorgung

Die wichtigste Maßnahme bei Presbyakusis ist die Versorgung mit modernen Hörgeräten:

  • Digitale Hörgeräte können individuell an das Hörverlustprofil angepasst werden
  • Verschiedene Bauformen – von Im-Ohr-Geräten bis zu Hinter-dem-Ohr-Lösungen
  • Moderne Systeme mit Störgeräuschunterdrückung und Richtmikrofonen
  • Konnektivitätsfunktionen für Telefon, Fernseher und andere Audioquellen
  • Möglichkeit der beidseitigen Versorgung für optimales räumliches Hören

Wichtig ist eine sorgfältige Anpassung durch qualifizierte Hörgeräteakustiker sowie eine Eingewöhnungsphase mit regelmäßigen Nachkontrollen.

Weitere Hörhilfen

Ergänzend zu Hörgeräten können weitere technische Hilfsmittel sinnvoll sein:

  • FM-Anlagen für besseres Verstehen in schwierigen Hörsituationen
  • Spezielle Telefonverstärker oder Induktionsschleifen
  • Lichtsignalanlagen für Türklingel, Telefon oder Rauchmelder
  • Bei hochgradiger Schwerhörigkeit: Prüfung der Eignung für ein Cochlea-Implantat

Kommunikationstraining

Neben der technischen Versorgung kann ein gezieltes Hörtraining hilfreich sein:

  • Erlernen von Strategien zum besseren Sprachverstehen
  • Schulung des Absehens von den Lippen als Unterstützung
  • Übungen zum Hören in komplexen akustischen Situationen
  • Einbeziehung der Angehörigen in die Rehabilitation

Die frühzeitige Behandlung der Presbyakusis ist entscheidend, um die Hörfähigkeit möglichst lange zu erhalten. Studien zeigen, dass unbehandelte Hörverluste das Risiko für kognitive Einschränkungen und Demenz erhöhen können. Eine adäquate Hörgeräteversorgung trägt nicht nur zur besseren Kommunikation bei, sondern fördert auch die geistige Aktivität und soziale Teilhabe.

Regelmäßige Hörtests ab dem 50. Lebensjahr können dazu beitragen, eine beginnende Altersschwerhörigkeit frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig geeignete Maßnahmen einzuleiten. Mit der richtigen Unterstützung können Betroffene trotz Presbyakusis ein aktives und kommunikationsreiches Leben führen.