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Tonometrie

Die Tonometrie ist ein wichtiges Untersuchungsverfahren in der Augenheilkunde, mit dem der Augeninnendruck (intraokularer Druck) gemessen wird. Diese Messung gehört zu den Basisuntersuchungen beim Augenarzt und ist besonders bedeutsam für die Früherkennung und Verlaufskontrolle des Glaukoms, umgangssprachlich auch „Grüner Star“ genannt. Der Augeninnendruck stellt einen entscheidenden Risikofaktor für diese Erkrankung dar, die unbehandelt zur Erblindung führen kann. Ein regelmäßiges Screening mittels Tonometrie kann dazu beitragen, Schäden am Sehnerv frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.

Bedeutung des Augeninnendrucks

Der Augeninnendruck entsteht durch das Gleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss des Kammerwassers, einer klaren Flüssigkeit, die im Auge zirkuliert. Ein gesunder Augeninnendruck liegt in der Regel zwischen 10 und 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Werte, die regelmäßig über 21 mmHg liegen, gelten als erhöht und bedürfen weiterer Abklärung.

Das Kammerwasser erfüllt wichtige Funktionen im Auge:

  • Versorgung der Hornhaut und Linse mit Nährstoffen
  • Abtransport von Stoffwechselprodukten
  • Aufrechterhaltung der Augenform durch den entsprechenden Druck
  • Beitrag zur optischen Qualität durch seine Klarheit

Ein konstant erhöhter Augeninnendruck kann die empfindlichen Nervenfasern des Sehnervs schädigen und zu einem fortschreitenden Gesichtsfeldverlust führen. Daher ist die regelmäßige Kontrolle des Augeninnendrucks besonders für Risikopatienten von großer Bedeutung.

Risikofaktoren für erhöhten Augeninnendruck

Verschiedene Faktoren können das Risiko für einen erhöhten Augeninnendruck und ein Glaukom beeinflussen:

  • Genetische Veranlagung und familiäre Vorbelastung
  • Höheres Lebensalter (besonders ab 40 Jahren)
  • Kurzsichtigkeit (Myopie)
  • Bestimmte systemische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck
  • Langzeitanwendung von kortisonhaltigen Medikamenten
  • Vorausgegangene Augenverletzungen oder -operationen

Interessanterweise gibt es auch Patienten, die trotz normaler Augendruckwerte ein Glaukom entwickeln (Normaldruckglaukom), sowie Personen mit erhöhtem Druck, die keine Schäden aufweisen (okuläre Hypertension). Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Augenuntersuchung, bei der die Tonometrie ein wichtiger, aber nicht der einzige diagnostische Baustein ist.

Verschiedene Verfahren der Tonometrie

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Methoden entwickelt, um den Augeninnendruck möglichst präzise und patientenfreundlich zu messen. Jedes Verfahren hat seine spezifischen Vor- und Nachteile.

Applanationstonometrie nach Goldmann

Die Applanationstonometrie nach Goldmann gilt als Goldstandard in der Augenheilkunde. Bei dieser Methode wird die Kraft gemessen, die notwendig ist, um die Hornhaut auf einer definierten Fläche abzuflachen (zu applanieren).

Die Untersuchung erfolgt an der Spaltlampe. Nach lokaler Betäubung des Auges durch Augentropfen wird ein spezielles Prisma vorsichtig auf die Hornhaut aufgesetzt. Durch die zylindrische Form des Prüfkörpers entstehen charakteristische Halbringe, die der Untersucher zur Deckung bringt. Aus der dafür notwendigen Kraft lässt sich der Augeninnendruck sehr genau bestimmen.

Vorteile dieser Methode sind die hohe Genauigkeit und Reproduzierbarkeit. Nachteile bestehen in der Notwendigkeit einer Lokalanästhesie und dem direkten Kontakt mit dem Auge, was ein gewisses Infektionsrisiko mit sich bringt.

Non-Contact-Tonometrie (Luftstoßtonometrie)

Bei der Non-Contact-Tonometrie wird ein kurzer, präzise dosierter Luftstoß auf die Hornhaut gerichtet, der diese verformt. Aus der Verformung der Hornhaut und der dafür benötigten Luftmenge wird der Augeninnendruck berechnet.

Diese Methode hat den Vorteil, dass kein direkter Kontakt mit dem Auge erfolgt und keine Betäubung erforderlich ist. Sie ist daher besonders für Screening-Untersuchungen und bei Patienten mit Infektionen der Augenoberfläche geeignet. Die Messwerte können jedoch durch die Hornhautdicke und -beschaffenheit beeinflusst werden und zeigen eine etwas höhere Variabilität als die Goldmann-Tonometrie.

Handapplanationstonometrie

Für Patienten, die nicht an der Spaltlampe untersucht werden können, stehen portable Geräte zur Verfügung. Der bekannteste Vertreter ist das Tonometer nach Perkins, das nach dem gleichen Prinzip wie das Goldmann-Tonometer funktioniert, aber nicht an eine Spaltlampe gebunden ist.

Diese Methode ist besonders nützlich bei bettlägerigen Patienten, Kindern oder Personen mit eingeschränkter Mobilität. Auch hier ist eine lokale Betäubung des Auges erforderlich.

Moderne Verfahren der Tonometrie

In den letzten Jahren wurden verschiedene neue Tonometrieverfahren entwickelt, die zusätzliche Vorteile bieten:

Das Reboundtonometer (Icare) nutzt einen kleinen Stift, der kurz die Hornhaut berührt und zurückprallt. Aus der Rückprallgeschwindigkeit wird der Augeninnendruck berechnet. Diese Methode ist besonders schonend und erfordert keine Betäubung, was sie für Kinder und empfindliche Patienten geeignet macht.

Das dynamische Konturtonometer bietet eine von der Hornhautdicke weitgehend unabhängige Messung und kann zusätzlich die okulare Pulsamplitude erfassen, die Aufschluss über die Durchblutung des Auges geben kann.

Tonometrie in der klinischen Praxis

Die Messung des Augeninnendrucks ist ein wichtiger Bestandteil der augenärztlichen Routineuntersuchung. Je nach Risikoprofil und Befunden sollte die Tonometrie in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.

Bei Glaukompatienten ist die engmaschige Kontrolle des Augeninnendrucks von zentraler Bedeutung für die Therapiesteuerung. Dabei ist zu beachten, dass der Augeninnendruck natürlichen Schwankungen im Tagesverlauf unterliegt, mit typischerweise höheren Werten in den frühen Morgenstunden.

Für eine umfassende Beurteilung des Glaukomrisikos wird die Tonometrie mit weiteren Untersuchungen kombiniert, insbesondere der Beurteilung des Sehnervenkopfes, der Messung der Hornhautdicke und der Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie). Nur durch die Zusammenschau aller Befunde kann eine zuverlässige Diagnose und optimale Therapieplanung erfolgen.