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Visusprüfung

Die Visusprüfung ist ein grundlegendes und unverzichtbares Verfahren in der augenärztlichen Untersuchung. Sie dient der Bestimmung der Sehschärfe und ist damit ein wichtiger Indikator für die Gesundheit der Augen und die Qualität des Sehvermögens. Eine regelmäßige Überprüfung des Visus hilft nicht nur bei der frühzeitigen Erkennung von Sehstörungen, sondern ist auch entscheidend für die optimale Anpassung von Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen.

Die Bedeutung der Sehschärfenbestimmung

Die Sehschärfe, auch Visus genannt, beschreibt die Fähigkeit des Auges, feine Details wahrzunehmen und zu unterscheiden. Sie ist ein Maß für die Qualität unseres Sehens und kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Eine Visusprüfung gibt Aufschluss über mögliche Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Astigmatismus. Darüber hinaus kann sie frühzeitig auf Augenerkrankungen hinweisen, die das Sehvermögen beeinträchtigen können.

Eine regelmäßige Überprüfung der Sehschärfe ist besonders wichtig für:

  • Kinder im Wachstum, da sich Sehfehler in dieser Phase entwickeln können
  • Menschen ab 40 Jahren, bei denen die Alterssichtigkeit (Presbyopie) einsetzt
  • Personen mit familiärer Vorbelastung für Augenerkrankungen
  • Patienten mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck
  • Berufstätige mit hoher visueller Belastung (z. B. Bildschirmarbeit)

Methoden der Visusprüfung

Die Bestimmung der Sehschärfe kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Die Wahl der Methode hängt vom Alter des Patienten, seinem allgemeinen Gesundheitszustand und dem Zweck der Untersuchung ab.

Sehprobentafeln

Die klassische Methode der Visusprüfung erfolgt mithilfe von Sehprobentafeln. Die am häufigsten verwendete Tafel ist die Snellen-Tafel mit Buchstaben oder Zahlen in abnehmender Größe. Für Menschen, die nicht lesen können oder Kleinkinder, werden spezielle Tafeln mit Symbolen (Lea-Test) oder E-Haken in verschiedenen Ausrichtungen verwendet.

Die Prüfung erfolgt in einem standardisierten Abstand, üblicherweise 5 oder 6 Meter. Der Patient wird gebeten, die Zeichen von oben nach unten zu lesen, bis er sie nicht mehr erkennen kann. Die kleinste noch erkennbare Zeichenreihe bestimmt den Visus.

Computergestützte Verfahren

Moderne Praxen setzen zunehmend auf computergestützte Verfahren zur Visusprüfung. Diese bieten den Vorteil, dass sie einfach anzuwenden sind und präzise Ergebnisse liefern. Die digitalen Systeme können die Sehzeichen in unterschiedlichen Größen, Kontrasten und Anordnungen darstellen, was eine differenzierte Beurteilung des Sehvermögens ermöglicht.

Spezielle Verfahren für Kleinkinder

Bei Kleinkindern, die noch nicht sprechen können, kommen besondere Methoden zum Einsatz. Der Preferential-Looking-Test basiert auf der Beobachtung, dass Kinder bevorzugt auf Muster schauen. Durch die Reaktion des Kindes auf verschiedene Mustergrößen kann der Arzt die Sehschärfe abschätzen. Auch die Beobachtung der Fixation und des Folgverhaltens gibt Aufschluss über das Sehvermögen.

Interpretation der Ergebnisse

Die Ergebnisse der Visusprüfung werden in Form eines Bruchs oder einer Dezimalzahl angegeben. In Europa ist die Dezimalnotation üblich, wobei 1,0 einer normalen Sehschärfe entspricht. Werte über 1,0 bedeuten eine überdurchschnittliche Sehschärfe, Werte unter 1,0 weisen auf eine verminderte Sehleistung hin.

Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt immer im Gesamtkontext der augenärztlichen Untersuchung. Ein reduzierter Visus kann verschiedene Ursachen haben, von einer einfachen Fehlsichtigkeit bis hin zu ernsthaften Augenerkrankungen wie Grauem Star, Grünem Star oder Netzhauterkrankungen.

Visusprüfung im Alltag und bei speziellen Anforderungen

Neben der routinemäßigen Überprüfung in der augenärztlichen Praxis gibt es besondere Situationen, in denen eine Visusprüfung erforderlich ist.

Führerscheinsehtest

Für den Erwerb oder die Verlängerung eines Führerscheins ist eine Überprüfung der Sehfähigkeit vorgeschrieben. Hierbei werden neben der Sehschärfe auch das räumliche Sehen, das Gesichtsfeld und die Farbwahrnehmung geprüft. Die Anforderungen variieren je nach Führerscheinklasse, wobei für Berufskraftfahrer strengere Kriterien gelten.

Arbeitsmedizinische Untersuchungen

In bestimmten Berufen mit hohen visuellen Anforderungen sind regelmäßige Sehtests vorgeschrieben. Dazu gehören Tätigkeiten in der Qualitätskontrolle, in der Luftfahrt oder im Sicherheitsbereich. Auch bei Bildschirmarbeitsplätzen gehört die Überprüfung des Sehvermögens zur arbeitsmedizinischen Vorsorge.

Schuleingangsuntersuchungen

Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung wird bei allen Kindern eine einfache Visusprüfung durchgeführt. Dies dient dazu, unerkannte Sehprobleme zu identifizieren, die das Lernen beeinträchtigen könnten. Bei auffälligen Befunden erfolgt eine Überweisung zum Augenarzt für eine umfassendere Untersuchung.

Moderne Entwicklungen in der Visusprüfung

Die Technologie hat auch die Methoden der Sehschärfenbestimmung revolutioniert. Heute stehen verschiedene innovative Verfahren zur Verfügung, die eine präzisere und angenehmere Untersuchung ermöglichen.

Tablet-basierte Tests erlauben eine flexible Anwendung und können besonders bei Kindern die Motivation zur Mitarbeit steigern. Adaptive Verfahren passen die Schwierigkeit der Sehzeichen automatisch an die Antworten des Patienten an, was zu einer effizienteren Bestimmung führt. Zudem ermöglichen telemedizinische Anwendungen mittlerweile auch Sehtests für zu Hause, die eine erste Orientierung bieten können.

Trotz aller technischen Fortschritte bleibt die fachkundige Interpretation der Ergebnisse durch den Augenarzt unersetzlich. Eine Visusprüfung ist stets im Kontext einer umfassenden Augenuntersuchung zu sehen und bildet die Grundlage für die optimale Versorgung der Sehfähigkeit.