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Hyperopie
Die Hyperopie, im Volksmund auch als Weitsichtigkeit bekannt, gehört zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten des menschlichen Auges. Bei dieser Sehstörung werden Lichtstrahlen nicht exakt auf der Netzhaut gebündelt, sondern würden – theoretisch – erst hinter der Netzhaut zusammentreffen. Das Ergebnis ist ein unscharfes Bild bei der Betrachtung naher Objekte, während entfernte Gegenstände oft noch gut erkannt werden können. In Deutschland sind etwa 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung von einer Hyperopie betroffen, wobei der Grad der Ausprägung stark variieren kann. Besonders bei Kindern ist eine leichte Weitsichtigkeit normal und wächst sich häufig im Laufe der Entwicklung aus. Die gute Nachricht für Betroffene: Mit modernen Korrektionsmöglichkeiten lässt sich eine Hyperopie in nahezu allen Fällen sehr gut ausgleichen.
Ursachen und Entstehung
Die Hyperopie kann verschiedene Ursachen haben, die alle zu einem ähnlichen optischen Problem führen.
Anatomische Grundlagen
Bei einem weitsichtigen Auge ist das Verhältnis zwischen Brechkraft und Augenlänge nicht optimal aufeinander abgestimmt. Dies kann auf zwei verschiedene Weisen entstehen:
- Achsenhyperopie – Der Augapfel ist verkürzt, sodass die Netzhaut zu nah an der Linse liegt. Dies ist die häufigste Form der Weitsichtigkeit.
- Brechungshyperopie – Die Brechkraft von Hornhaut und Linse ist zu schwach, um die Lichtstrahlen korrekt auf der Netzhaut zu bündeln.
Bei jungen Menschen mit gesunder Augenlinse kann eine leichte bis mittlere Hyperopie oft durch die natürliche Akkommodationsfähigkeit des Auges ausgeglichen werden. Die Linse verformt sich dabei und erhöht ihre Brechkraft. Diese ständige Anpassungsleistung kann jedoch zu Beschwerden wie Kopfschmerzen und Ermüdungserscheinungen führen.
Altersbedingte Entwicklung
Im Laufe des Lebens verändert sich die Hyperopie typischerweise:
- Kinder werden oft mit einer leichten Hyperopie geboren (physiologische Hyperopie), die sich mit dem Wachstum normalisiert
- Im mittleren Lebensalter nimmt die Akkommodationsfähigkeit langsam ab, wodurch eine vorher unbemerkte Hyperopie symptomatisch werden kann
- Ab etwa 40–45 Jahren kommt die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) hinzu, die auch bei normalsichtigen Menschen auftritt
- Im hohen Alter kann durch Veränderungen der Linse die Kurzsichtigkeit zunehmen und eine bestehende Hyperopie teilweise kompensieren
Symptome und Auswirkungen
Die Beschwerden bei Hyperopie variieren je nach Alter und Ausprägung der Fehlsichtigkeit.
Typische Anzeichen
Folgende Symptome können auf eine unkorrigierte Hyperopie hindeuten:
- Verschwommenes Sehen in der Nähe, während entfernte Objekte scharf gesehen werden
- Schnelle Ermüdung der Augen bei Naharbeit wie Lesen oder Bildschirmtätigkeiten
- Kopfschmerzen, besonders im Stirnbereich, nach längerer Konzentration auf nahe Objekte
- Zusammenkneifen der Augen, um schärfer zu sehen
- Ungewöhnlich kurzer Leseabstand bei Kindern, um die Akkommodation zu verstärken
- Häufiges Reiben der Augen oder brennende, trockene Augen als Folge der Überanstrengung
Bei Kindern mit unerkannter höhergradiger Hyperopie kann es zu Problemen beim Lesenlernen, Konzentrationsschwierigkeiten und in manchen Fällen sogar zur Entwicklung eines Schielens (Strabismus) kommen.
Differenzierung zur Presbyopie
Während die Hyperopie eine Fehlsichtigkeit darstellt, ist die Presbyopie (Alterssichtigkeit) ein natürlicher Alterungsprozess, der alle Menschen betrifft. Ab etwa dem 45. Lebensjahr verliert die Augenlinse zunehmend ihre Elastizität, wodurch die Akkommodationsfähigkeit eingeschränkt wird. Dies führt ebenfalls zu Problemen beim Nahsehen.
Der Unterschied: Ein kurzsichtiger Mensch mit beginnender Presbyopie kann nahe Objekte zunächst oft noch ohne Brille sehen, indem er seine Brille abnimmt. Ein weitsichtiger Mensch hingegen benötigt mit einsetzender Presbyopie eine stärkere Nahkorrektur und hat möglicherweise auch Probleme beim Sehen in mittlerer Entfernung.
Diagnose und Untersuchung
Eine präzise Diagnose der Hyperopie erfordert eine umfassende augenärztliche Untersuchung.
Refraktionsbestimmung
Bei der Refraktionsbestimmung wird der genaue Grad der Fehlsichtigkeit ermittelt. Dies geschieht durch verschiedene Methoden:
- Objektive Refraktion mittels Skiaskopie (Schattenprobe) oder computergestützter Autorefraktion
- Subjektive Refraktion mit Probierbrille oder Phoropter, bei der verschiedene Gläser verglichen werden
- Zykloplegie – Lähmung der Akkommodation durch Augentropfen, um besonders bei Kindern und jungen Erwachsenen den tatsächlichen Grad der Hyperopie zu bestimmen
Die Stärke der Hyperopie wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Eine leichte Hyperopie liegt bei Werten bis +2,0 dpt vor, eine mittlere zwischen +2,25 und +5,0 dpt und eine starke ab +5,25 dpt.
Weitere Untersuchungen
Je nach individueller Situation können ergänzende Untersuchungen sinnvoll sein:
- Bestimmung der Akkommodationsbreite – misst die maximale Anpassungsfähigkeit der Augenlinse
- Messung des Augeninnendrucks – erhöhtes Risiko für Engwinkelglaukom bei starker Hyperopie
- Untersuchung des Augenhintergrunds – zur Beurteilung der Netzhaut und des Sehnervs
- Überprüfung des Binokularsehens – besonders bei Kindern zur Vermeidung von Schielentwicklung
Korrektionsmöglichkeiten
Für die Hyperopie stehen verschiedene wirkungsvolle Behandlungsoptionen zur Verfügung.
Brillengläser
Die klassische und nach wie vor häufigste Methode zur Korrektur der Hyperopie ist die Brille mit Konvexgläsern (Sammellinsen mit „+“ gekennzeichnet). Je nach Alter und individuellen Bedürfnissen kommen verschiedene Brillentypen infrage:
- Einstärkengläser – bei reiner Hyperopie ohne Presbyopie
- Gleitsichtgläser oder Bifokalgläser – bei gleichzeitigem Vorliegen von Hyperopie und Presbyopie
- Spezielle Entspannungsgläser – bei beruflich bedingter starker Nahbelastung
Moderne Brillengläser bieten hohen Tragekomfort durch Entspiegelung, schlankes Design auch bei stärkeren Korrektionen und individuelle Anpassungsmöglichkeiten.
Kontaktlinsen
Kontaktlinsen stellen eine ästhetisch unauffällige Alternative zur Brille dar:
- Weiche Kontaktlinsen – komfortabel, auch für gelegentliches Tragen geeignet
- Formstabile Kontaktlinsen – langlebig und oft mit besserer optischer Qualität
- Torische Kontaktlinsen – bei gleichzeitigem Vorliegen einer Hornhautverkrümmung
- Multifokale Kontaktlinsen – bei zusätzlicher Presbyopie
Besonders bei höherer Hyperopie oder beruflichen Anforderungen, die keine Brille erlauben, können Kontaktlinsen die optimale Lösung sein.
Refraktive Chirurgie
Bei stabiler Fehlsichtigkeit und geeigneter Augenanatomie können operative Verfahren eine dauerhafte Korrektur ermöglichen:
- Laser-Behandlungen wie LASIK oder PRK – geeignet bei leichter bis mittlerer Hyperopie
- Implantation phaker Intraokularlinsen – bei höhergradiger Hyperopie
- Refraktiver Linsenaustausch – besonders bei älteren Patienten mit beginnender Katarakt
Diese Eingriffe sollten nach eingehender Beratung und unter Abwägung individueller Risiken und Erwartungen erfolgen.
Die optimale Korrektion der Hyperopie verbessert nicht nur die Sehschärfe, sondern kann auch Begleitsymptome wie Kopfschmerzen und Augenmüdigkeit beseitigen. Eine regelmäßige augenärztliche Kontrolle ist wichtig, um Veränderungen der Fehlsichtigkeit rechtzeitig zu erkennen und die Korrektion entsprechend anzupassen.